Rhetorik - was ist das?

Rhetorik - Definition

 
Rhetorik Definition: Rhetorik ist die Kunst der freien Rede in Praxis und Theorie. Zeitgleich ist Rhetorik die Lehre von Techniken, wie man einen Vortrag, eine Rede, eine Präsentation gut gestaltet.

Die Rhetorik wurde in der griechischen Antike entwickelt. Athen und der attischen Bund um ca 440 vor Christus, war das Wagnis der ersten Demokratie der Weltgeschichte. In den regelmässigen Versammlungen in Athen konnte jeder Bürger sich zu Wort melden.  Es wurde nach Mehrheit beschlossen. 

Sehr schnell erkannten man, dass es talentierte Redner ("Rhetoren")  gab, die fast jede Versammlung  für sich gewinnen konnten, (Perikles war der wohl berühmteste) und weniger talentierte Redner. Es kamen nun ein paar kluge Köpfe darauf, zu analysieren, worin denn der Unterschied zwischen den besseren Redner und den schlechten Rednern bestand. Und so entstanden zusammengefasste Regelmässigkeiten, Strukturen und  Systeme... die Lehre von der Rhetorik war geboren. 

 

 

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Bedeutende Rhetoren der Antike

Perikles (490 bis 429 v Chr) war der bedeutendste Staatsmann und Redner im Griechenland der Antike

Er war schon zu seiner Lebzeit hoch angesehen für seine rhetorische Redegewalt und galt als vorbildlich. Von adliger Herkunft, war es es ihm gelungen kraft seiner Redekunst sich zur bedeutendsten Position, die in der Demokratie Athens zu vergeben war, wählen zu lassen: Es war dies das Amt des "Strategen". Damit war er oberster Mann in der Demokratie und hatte oberste Befehlsgewalt über die Armee. Diese Funktion musste er sich Jahr für Jahr vom Stimmvolk erneut bestätigen lassen. Perikles schaffte das fünfzehn Jahre hintereinander.

Er versuchte nicht zu häufig in der Volksversammlung zu reden, jedoch wenn er sprach, gewann er fast immer die Mehrzahl der attischen Bürger für sein Anliegen.  Der Kömödienschreiber Eupolis sagte über ihn: "Perikles war wie ein guter Sprinter. Selbst wenn ein andere Redner in der Volksversammlung einen Vorsprung von zehn Fuß hatte, vermochte er dieses Vorsprung wieder einzuholen und trotzdem als Sieger durchs Ziel zu gehen." 

Die lehrenden Sophisten (Die mit dem schulen von Mathematik, Geometrie, Handwerk, Musik, Dichtung, Rhetorik und Philosophie ihren Lebensunterhalt verdienten) zählten zu den ersten bekannten Rhetoren. Am bekanntesten war Gorgias von Leontini, der 427 v. Ch. nach Athen kam.

Die zehn Attischen Redner werden als die größten Redner der klassischen Ära (5.–4. Jahrhundert v. Chr.) angesehen. Sie werden im Alexandrinischen Kanon aufgeführt. Die bekanntesten darunter sind Isokrates und Demostenes. Der Beruf des Redenschreibers ist so alt, wie die Rhetorik selber. Isokrates verdiente zunächst sein Geld als Verfasser von Gerichtsreden, die er aber selbst nicht vortrug, da er schüchtern war. Später gründete er eine Rhetorikschule, wo er Redner für die Volksversammlung ausbildete, wofür er ein höheres Ansehen genoss. Mit Platon, der zur selben Zeit eine andere Rhetorikschule leitete, war er im heftigen Streit, da sie eine andere Auffassung von Rhetorik besassen.

Demostenes ist dafür bekannt, als Heranwachsender eine schwache Stimme gehabt zu haben. Er trainierte mit einem Stein auf der Zunge so lange gegen die Meeresbrandung anzureden, bis sein Handicap zu einem Trumpf geworden war. 

Zu den zehn attischen Rednern gehörten Andokides, Antiphon, Lysias, Isokrates, Isäus, Demosthenes, Äschines, Hyperides, Lykurgos, Dinarchus. Von Ihnen allen sind Lehrbücher über die Rhetorik erhalten. 

(grau: noch nicht überarbeitet)

Fünf Einheiten (Schritte) waren für das Gestalten einer Rede vorgesehen. Wie haben Sie unter ihren lateinischen (und griechischen) Begriffen aufgelistet:

  1. inventio (heuresis): 
    die Sammlung des Stoffes. Zusammenstellung wichtiger thematischer Gesichtspunkte
  2. dispositio (taxis): 
    die zweckmäßige Gliederung  - Gliederung des Materials in einer der Redekunst angemessenen Form
  3. elocutio (lexis): 
    stilistische Ausgestaltung (Wahl der Sprache je nach Thema, Redner und Gelegenheit) - diese ist heute weniger empfehlenswert, siehe Stil und bei Friedrich Naumann: Redestil.
  4. memoria (mneme):  
    die Aneignung, das Einprägen der Gedanken und Worte - Einprägung der einzelnen Redeteile ins Gedächtnis. Das Auswendiglernen der ganzen Rede ist heute so wenig üblich wie das einfache Vorlesen. Dazu empfehle ich eine andere Methode durch die Vorbereitung der Rede. Der gewandte Redner spricht in Fühlung mit den Hörern, dem Publikum, ist auf Zwischenrufe gefaßt und nimmt sie auf.
  5. actio (hypocrisis): 
    der Vortrag der Rede unter Einsatz der wirkungsvollsten Techniken - also Haltung des Redners, Laustärke, Betonung, Gesten usw. Selbstinszenieren und Selbstdarstellung  gehören zur Rhetorik dazu. Bewusst eingesetzte Mimik wirkt allerdings wie Schauspielerei, wohingegen bewusst eingesetze Gesten und Gestik eine sehr starke Wirkung haben.

 

Rhetorik in der Politik

Eine politische Rede ist in der Minderzahl der Fälle direkt an die Wähler gerichtet. In den meisten Fällen redet ein Politiker bei einer internen Delegiertenversammlung, oder im Parlament. Für die Karriere eines Politikers ist es viel wichtiger, durch eine packende Rede von den Delegierten auf einen oberen Listenplatz für die nächste Wahl gewählt zu werden, als eine überzeugende Wahlkampfrede auf einem fast leeren Dorfplatz zu halten. 

Trotzdem hat sich die Rhetorik in den Parlamenten einen hohen Stellenwert erkämpft. Legendäre Reden von Spitzenpolitikern im Bundestag prägen deren Wahrnehmung als kompetente Politiker in der Bevölkerung. Ein weiterer Aspekt der politischen Rhetorik bieten die Stellungnahmen der gewählten Repräsentanten vor laufender Fernsehkamera. Hierbei hat sich eine Kultur heraus entwickelt, einzelne kurze Statements möglichst plakativ zu formulieren. Dabei ist Polemik, Übertreibung oder griffige Metaphern ein gängiges Stilmittel.

 

Es gibt keine moralisch "gute" oder "schlechte" Rhetorik. 

Rhetorik hat vielerlei Kategorien: Viele dichten ihr eine moralische Kategorie an. Was aber, wenn die Moral sich ändert? - Wird dann aus einer "guten" Rhetorik eine "schlechte" Rhetorik? - Wenn Alexander der Grosse seine Krieger zum Massenschlachten von unterdrückten Völkern aufrief, war das aus damaliger Sicht völlig OK.
Joseph Goebbels' Rede im Sportpalast 1943. Eindeutig ein guter Rhetoriker. Für heutige Begriffe war das eine schlechte Moral. Für damalige Begriffe war das die quasi "staatlich verordnete" Moral, also notgedrungen die "gute" Moral. Gute Rhetorik ist wie ein gutes Messer. Ein gutes Messer schneidet. Ob es der Anwender zum Brotschneiden verwendet oder zum Töten, ändert nichts an der Güte des Messers.  Das Messer ist immer neutral.

 

Rhetorik im Laufe der Geschichte

Die Qualität mißt sich an der Wirkung. Dann aber wäre auch hier die Beurteilung abhängig von einer momentanen Wirkung: bleiben wir bei Goebbels: seine zitierte Rede hatte - damals - eine große Wirkung. Heute nicht mehr.

Qualität wird oft persönlich bemessen. Findet der Eine eine gewisse Rhetorik "gut", findet der Andere sie "schlecht". Ist Qualität also eine subjektive Frage? Das hängt wiederum von der Wirkung ab, die die Rhetorik auf den Einzelnen ausübt. Qualität ist aber keine subjektive und keine Geschmacksfrage. Ich bewerte "gut? oder "schlecht? nur nach der Wirkung und der Beherrschung des Handwerks. Qualität mißt sich an der Qualität der Gegner.

Wir sehen, wir kommen in Teufels Küche mit der Frage nach "gut" oder "schlecht". Deswegen - und auch weil Rhetorik immer die persönliche Rhetorik ist - vermeide ich lieber die Kategorien "gut" und "schlecht". Ich rede von "gekonnt", was nur das reine Handwerk meint. Und ich setze dagegen lieber die Frage nach einem guten Redner" oder einem "schlechten Redner", einer guten oder weniger guten Rede. Hier käme Rhetoriker Goebbels ins Schleudern, denn zumindest die aufgeklärten Geister jener Zeit haben klar gesehen, daß Goebbels ein Demagoge war. - Mit äußerst gekonntem rednerischen Handwerk!

Agitatoren, Demagogen und Diktatoren können aber durchaus gute Rhetoriker und große Redner sein wie die Geschichte zeigt. Es gibt ja auch "gute" Agitatoren wie Rudi Dutschke, "gute" Demagogen wie Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth (Burg Hambach 1832). Durch deren und davor anderer Tun entstand ja indirekt überhaupt erst die negative Bedeutung des Begriffes "Demagogen", durch die Karlsbader Beschlüsse vom August 1819, Julirevolution von 1830: Metternich erließ scharfe Maßnahmen gegen die "demagogischen Umtriebe" (die Forderung nach Demokratie und Liberalität wurde demagogisch genannt). Agitation, Demagogie, Polemik, das alles ist kein Gegensatz zur Rhetorik, sondern auch Bestandteil von Rhetorik. Rhetorik ist ja nicht nur die "Kunst der Rede", sondern zugleich auch die Wissenschaft von den Wegen (Methoden), die Rede zur Vollkommenheit beim Reden zu führen.

 

Rhetorische Figuren

 

1.) Übertreibung (Hyperbel):
- "die Hölle war los" = es war viel los

2.) Schmückendes Beiwort (Epitheton ornans):
- "die sonnigen Gipfel der sommerlichen Alpen"
ähnlich andere dichterische Zusätze (Appositionen):
- "Aurora, Bringerin des Tages"

3.) Sprachliche Umschreibung (analytischer Ausdruck):
- "den Sieg erringen" = siegen

4.) Verneinung zur nachdrücklichen Bejahung (Litotes):
- "nicht eben groß" = klein
- "nicht schlecht" = recht gut
- "gar nicht dumm" = recht gescheit

5.) Naherücken durch Gebrauch der Gegenwart (Präsens historicum):
- "still war?s im Garten - doch was rührt sich da?"

 

 

Wer z.B. sagt, "...Goebbels war kein Rhetoriker" , Hitler war kein guter Redner, woher kamen dann deren rhetorische Erfolge? - Alleine aus der Dummheit der Deutschen? - "Die Deutschen - das Volk der dummen Denker?" - Das hieße, die Verbrecher des Dritten Reiches in Schutz zu nehmen.

Hätte Hitler nicht die Fähigkeit entwickelt, seine Überzeugungen den Massen zu übermitteln, wäre er nie an die Macht gekommen, und er hätte die Welt nicht in den Krieg gestürzt (Dale Carnegie). Auch Stalin war ein Rhetoriker: Rhetorik kann arg mißbraucht werden! Das wird nicht mit einem Ansatz sichtbar, der bestreitet, daß diese beiden eben auch Rhetoriker und grandiose Redner waren. Es muß aber sichtbar werden, weil durch gekonntes Reden Schlimmes angerichtet werden kann (Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Rassenhetze).

Wer als Rhetoriker bestehen bleibt und wer nicht, das entscheidet letztlich die Zeit. Wir sollten aber nicht die Augen verschließen vor dem Mißbrauch der Rhetorik, sondern kritisch (historisch-materialistisch) die Vergangenheit durchleuchten. So jedenfalls versuche ich dies.

Gegenüber der Rhetorik brauchen wir auch keine Fairness. Im Gegenteil: Alles was ein Redner sagt, kann gegen ihn verwandt werden. Wie vor Gericht. Rhetorik ist knallhart, die Kunst der Rede ist kein Schöntun, kein "Werfen mit Wattebäuschchen" und keine Entschuldigung für irgendetwas. Sie ficht, sie kämpft.

 

Rhetorik lernen

Noch eine Schlußbemerkung dazu, daß Rhetorik der Aufklärung verpflichtet ist: Goebbels war schließlich "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" - er hat also ganz bewußt diesen aufklärerischen Gedanken mißbraucht. Mißbrauch - und auch Rhetorik kann mißbraucht werden - muß offengelegt werden. Die Rhetorik braucht hier keinen besonderen Schutz und keine besondere Wertung, derlei Dinge werden historisch entschieden.

muss noch intern verlinkt werden.

 

 

 

Letztes Update: 17. Juni 2022