Irrtum: In dir muss brennen, was du in anderen entfachen willst



In meinem letzten Rhetorik Seminar hatte ich einen Teilnehmer, der sprach über sein Thema mit einer grossen emotionalen Anteilnahme. Er betonte einzelne Worte sehr stark, er zog bei bestimmten Sätzen bewusst die Stimme ins Laute, wurde an anderen Stellen wieder bewusst leise, und an einer bestimmten Stelle, wo er eine starke Dramaturgie deutlich machen wollte, kam er fast ins Schreien. Das passiert oft während eine Polemik.

 

Ja, die Leute sollen mir an den Lippen kleben 

 


 

Nach seinem Vortrag sagte ich ihm: "Sie erreichen beim Publikum eine höhere Emotionalität, wenn sie weniger emotional reden". Er erwiderte: "Nein: in dir muss brennen was du in anderen entfachen willst".

Ich ließ ihn nochmal nach vorne treten, und bat ihn einen exemplarischen Satz, den er vorher mit großem Lautstärkeunterschied und Pathos vorgetragen hatte, noch einmal mit flacher nüchterner Stimme zu sprechen. Ich bat ihn, Energie aus der Stimme zu nehmen. Gleichzeitig bat ich das Publikum darauf zu achten, welche der beiden Versionen ihnen besser gefallen würde. Der Teilnehmer trat nach vorne und sprach den Satz noch einmal, wie ich es ihm vorgemacht hatte. Alle 11 Teilnehmer bestätigten, dass ihnen die Version mit weniger Energie besser gefallen hätte.

Das ist wieder einer dieser vielen Irrtümer, die sich in der Rhetorik halten: "in dir muss brennen was du in anderen entfachen willst". Das ist ein Satz, circa 350 n. Chr. von Augustinus entwickelt, der in ganz Europa und Amerika für wahr gehalten wird. Dieser Satz dient als Rechtfertigung, energiereich, mit starker Betonung und mit Theatralik zu reden. Der Satz ist nicht nur von einem Heiligen, nein er ist vor allem uralt. Und wenn ein Glaubenssatz so alt ist, kann er doch nicht verkehrt sein... Aber dieser Satz ist falsch, wenn höchste Wirkung auf das Publikum das Ziel sein soll! Das Gegenteil ist der Fall.

 

Wenn Sie mit grosser Emotionalität reden, das ist Shakespeare, das ist Theater, aber kein guter Vortrag.

Das ist es, was mir auch immer bei Politikern auffällt. Viele Politiker glauben, durch gestenreiches, energiegeladenes Sprechen, durch stark akzentuierte Sätze beim Publikum emotionale Anteilnahme auslösen zu können. Aber es funktioniert nicht. Wenn man die selbe Rede in einer flacheren, mit weniger Energie gehaltenen Rede gegenüber stellen würde, würde man sehen, dass die Wirkung in der flach betonten Version dramatisch nach oben geht.

Glauben Sie mir nicht. Lassen Sie mich es Ihnen im Seminar beibringen. Anmeldung Seminar Rhetorik

"In dir muss brennen, was du in anderen entfachen willst" ist nur ein rhetorischer Irrtum. Hier finden Sie die Sammlung aller rhetorischer Irrtümer

 

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Letztes Update: 23. April 2017

 


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